Was macht man, wenn man eigentlich das erste Mal in der Age Group laufen wollte und dann wegen eines zickigen Knies alles canceln muss?
Richtig, man bucht sich eine Unterkunft, setzt sich für 4,5 Stunden in den Zug, um am nächsten Tag 12 Stunden zu volunteeren, und fährt noch am selben Tag wieder 4,5 Stunden mit dem Zug zurück nach Hause.
Und das alles, um trotzdem ein Teil des Spartan Events zu sein! Weil Aroo und so! 😆
Aber schön der Reihe nach!
Sonntag, 30.6.2024, 34 Grad, der Schweiß läuft…
Nach einer ziemlich heißen Nacht in meiner gebuchten Dachgeschoss-Sauna, in der ich kaum gepennt habe, ging’s um 6 Uhr morgens direkt zum Spartan Gelände in St. Pölten.
Als Volunteer war ich maximal gespannt darauf, zu sehen, was hinter den Kulissen so abgeht.
Als Läufer kriegt man ja immer nur das fertige Paket serviert, aber was da wirklich im Hintergrund passiert, das wollte ich einfach selbst herausfinden.
Vom Parkplatz führte der Weg über eine ca. 15 Minütige menschenleere Feldstrecke.
Die Hitze war selbst um diese Uhrzeit schon spürbar.
Kaum war ich am Eventgelände angekommen, lief mir schon die Suppe in Bächen den Rücken runter.
Nach dem Training am Vortag fühlte sich mein Körper an, als hätte er eine Nacht auf dem Grill verbracht. Danke, Nachbrenneffekt!
Unser Volunteer-Betreuer begrüßte mich und erzählte stolz von seinem eigenem Schweiß-Handtuch. „Selbst mitgebracht“, meinte er.
Da hätte ich auch drauf kommen können!
Später am Tag zeigte das Thermometer satte 34 Grad! Diese Hitze machte den ohnehin schon knackigen Tag noch herausfordernder.
Die Arbeit als Volunteer: Mehr als nur Motivation an den Hindernissen
Was man als Läufer normalerweise sieht, sind Volunteers, die an den Hindernissen anfeuern, an den Labestationen mit Essen und Trinken bereitstehen und QR-Codes an der Registrierung scannen.
Was man als Läufer nicht sieht: 12 Stunden Schicht (je nachdem, für welche Du Dich registriert hast) und es gibt immer etwas zu tun!
Als Volunteer schleppst Du unter anderem 150 Literflaschen ins dafür vorgesehene Zelt, verteilst mehrere Bananenkisten auf die Stationen, schneidest Obst, halbierst Proteinriegel, bereitest Getränke vor und sorgst natürlich regelmäßig für Nachschub, damit die Finisher eine Stärkung erhalten.
An der Registrierung geht es dann Schlag auf Schlag: Kurze Einführung (Am Raceday bleibt nicht viel Zeit), dann ca. 2 Stunden Läufer bzw. deren QR Codes einscannen, nach Fehler bei der Online-Registrierung Läufer manuell suchen, Ausweise prüfen, Sonderwünsche zwecks Startzeit berücksichtigen, seeeehr viele Fragen beantworten, defekte Chips aussortieren, Starter-Umschläge verteilen und versuchen, möglichst niemanden lange warten zu lassen.
Die Medaillenvergabe war der Oberhammer! Da kriegst Du eine Ladung Endorphine ab, die Dich einfach nur umhauen. 🧡
Hier ist es jedoch wichtig sicherzustellen, dass jeder Läufer die passende Medaille erhält.
Und übrigens, es ist wirklich erstaunlich: Spartaner, die voller Euphorie ins Ziel stürmen, können zu 95 % nicht beantworten, ob sie gerad 5 oder 10 Kilometer gelaufen sind. 😆
Und dann folgt bald der große Showdown: Zelte abbauen, alle Banderolen einsammeln, zusammenlegen und in ihre Container schubsen, Kisten zusammenpacken, Tische, Bänke und Zäune demontieren und wegschaffen… etc.
Unvergessliche Momente bei der Medaillenvergabe
Eine skurrile Situation erlebte ich, als ein Läufer seine Medaille ablehnte – er lief nur aus „just for fun“, erklärte er mir.
Ehrlich gesagt, das hab ich nicht ganz gecheckt. 😆
Für mich sind Medaillen wie die Kirsche auf der Sahnetorte nach ’nem harten Training und einem geilen Rennen.
Aber nein, er wollte partout keine haben.
Besonders happy war ich, als ich @marquardtsilke eine Medaille überreichen durfte.
Einige erinnern sich vielleicht noch an meinen „epischen“ Firejump-Fail in Zell am See 2023, bei dem ich mir mein Sprunggelenk demoliert habe.
Silke hat mich damals als Volunteer im Zielbereich total aufgebaut.
Diese herzerwärmende Begegnung werde ich definitiv nie vergessen! 🙂
Hitzewelle und Schlafmangel: Herausforderungen für Körper und Brain
Normalerweise bin ich ziemlich robust, und ich hätte nie gedacht, dass die brütende Hitze und der Mangel an Schlaf (und Kaffee) mein Hirn langsam aber sicher zerlegen würden.
Als wäre das nicht genug, gesellten sich auch noch heftige Kopfschmerzen dazu. I know Mimimi… aber ehrlich, das war einfach nur mies.
Irgendwann war ich so durch den Wind, dass ich einfache Fragen nicht mehr beantworten konnte. 🙈
Und trotz eines Fehlers bei der Registrierung und dem daraus resultierenden schlechten Gewissen blieb unser Betreuer ruhig und gechillt: „Sowas passiert, weiter geht’s…“
Danke dafür! 👍
Später auf dem Heimweg nahm ich dann auch noch einen falschen Schleichweg und stand plötzlich vor einem 3 Meter hohen Metall-Zaun.
Natürlich mit verschlossener Tür. 😆
Um nicht meinen Zug nach Kärnten zu verpassen, warf ich meinen Koffer drüber und kletterte hinterher.
Somit habe ich an diesem Tag noch ein weiteres Hindernis überwunden. Ein Hoch aufs Spartan Training. 😅
Fazit: Ein Blick hinter die Kulissen
Das Spartan Event als Volunteer zu erleben, war eine heiße Angelegenheit – wortwörtlich!
Aber trotz der sengenden Hitze war es super spannend.
Ich habe nun beide Seiten erlebt – die als Läuferin und die als Volunteer.
Es war mir wichtig zu sehen, wie viel Arbeit wirklich hinter solch einen Event steckt.
Und das war ja längst noch nicht alles, was das gesamte Team auf die Beine stellt, verantworten und managen muss.
Wie ich eingangs bereits schrieb: Oft sehen wir nur die Spitze des Eisbergs – das Offensichtliche – und nicht, was wirklich dahinter steckt.
Als Läufer ist man während und nach dem Rennen oft so in seinem eigenen Tunnel gefangen, dass man die Volunteers vielleicht nicht richtig wahrnimmt.
An diesem Sonntag wurde mir klar, wie cool es ist, wenn Läufer deine Arbeit wertschätzen und kleine Komplimente dalassen wie: „Hey, der Empfang beim Zieleinlauf war echt schön!“ oder „Die Bananen haben eine süße Deko bekommen.“ 😉
Es gab auch Läufer, die waren so voller Euphorie, dass sie mich einfach schweißgebadet im Ziel umarmt haben. 🙈
Aber dann gabs auch die andere Seite der Medaille: Frustrierte Läufer, die ihren Chip verloren haben, weil das Band gerissen ist und ich dann als Blitzableiter herhalten musste.
Oder diejenigen, die mit finsterer Miene am Labestand vorbeizogen, sich was zu essen schnappten und keinen einzigen Blick oder ein Wort für uns übrig hatten.
Ein einfaches Lächeln oder ein nettes Wort können viel bewirken – ich finde, daran sollten wir öfter denken. 🫶
Lust, selbst mal hinter die Kulissen zu schauen?
Als Spartan Volunteer erhältst Du exklusive Vorteile:
- Kostenloser Startplatz für ein Rennen Deiner Wahl (Kategorie abhängig von Deiner gewählten Volunteer Schicht)
- Ein kostenloses Spartan Volunteer T-Shirt und Kappe
- Kostenloses Essen und Getränke
Treffender kann man es nicht beschreiben !
Danke Dir fürs Lesen. 😀
Pingback: Spartan Race Zell am See Kaprun 2024 - MichiBoettner-OCR