Spartanrace Trifecta 2017 Tirol

Hallo liebe Fitnessfreaks und Interessierten,

ich habe härter trainiert als für den Spartanrace -Sprint- im April.
Ich habe mich auf ein anstrengendes Kraftausdauertraining eingelassen, den Brocken erklummen und meine Lauftechnik verbessert.
Ich habe dazugelernt, nur sollte es dieses Mal noch nicht für eine Trifecta Medaille reichen.

Die ersten Obstacles definitiv machbar, bis es schließlich auf das Kitzbüheler Horn ging, dessen nicht enden wollende Steigung in Kombination mit den Hindernissen, mich definitiv an meine Grenzen gebracht hat.

So kam es, dass ich diese eigentlich wunderschöne Kulisse mit knapp 2000 Höhenmetern mehrfach und mit ganz viel Liebe als „Arschlochberg“ bezeichnet habe.

Letzten Endes hatte ich die Wahl zwischen einer Trifecta Weekend Medaille und Vernunft.
Ich entschied mich für Letzteres.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…

Aber von vorne.

Was steckt hinter dem Reebok Spartan Race Trifecta?
Trifecta bedeutet,  dass alle drei Distanzen in einem Kalenderjahr absolviert werden müssen.
Ein Trifecta Weekend allerdings an folgenden zwei Tagen:

Samstagfrüh:  BEAST (20+ Kilometer, 30+ Hindernisse), Samstagnachmittag: SPRINT (5+ Kilometer, 20+ Hindernisse)
Sonntagfrüh: SUPER (13+ Kilometer, 24+ Hindernisse)

Die angegebene Anzahl der zu absolvierenden Kilometer und Hindernisse, stellt lediglich einen Richtwert dar, das sollte ich erneut zu spüren bekommen. 😉

Samstag, der 9. September 2017. Oberndorf Tirol.

Hochmotiviert kamen Jens und ich auf dem Gelände an. Dort trafen wir unsere Teamkollegen Michel und Markus, mit denen ich bereits beim Spartan SPRINT in München an den Start gegangen bin.

Um mir selbst etwas Druck zu nehmen, habe ich mir von Anfang gesagt, dass ich erst mal das BEAST ohne Verletzungen überstehen möchte und dann weiterplane.
Nicht zu verbissen an das Projekt Trifecta herangehen.
Trotz dieser immensen Herausforderung war ich insgeheim sehr positiv gestimmt, dass wir es schaffen können.
Das Wetter war optimal. Nicht zu warm, nicht zu kalt, ca. 18 Grad. Wir waren fit.

In der Startbox ertönte nach einem kurzen Warm Up immer wieder ein lautes „WER SEID IHR?“
Motivator Mike war wieder voll in seinem Element und heizte uns ordentlich ein.
Unsere Antwort: „SPARTANER! AROO AROO AROO!
Dann ging es auch schon los.

Die ersten Hindernisse absolvierten wir in einem Steinbruch, dessen Kulisse einfach atemberaubend schön war.


Wir mussten Holzwände überwinden, einen 10 Grad kalten Kalksee durchqueren, mit Kies gefüllte Eimer und riesige Traktorreifen durch einen Parcours hieven.
Besonders motiviert hat mich, dass ich das Obstacle Herkules Hoist, welches mir in München massive Probleme bereitete, diesmal auf Anhieb geschafft habe.

Da ich mich, wie auch schon im April, so sehr im Tunnel befand und nicht mehr alle Aufgaben rekonstruieren konnte, habe ich im Nachgang noch einmal ein kleines Recap erstellt.
Es waren insgesamt 48 Hindernisse: von einfach zu bewältigen bis „WTF! Please Teamwork!“

Chain Carry (Eisenketten tragen) und Sandbag Carry (den Sandsack einen Skihang hinauf schleppen) werden mir nachhaltig in Erinnerung bleiben.
Nicht etwa, weil sie besonders schwer waren, nein.
Wir stapften mit den Ketten auf den Schultern durch tiefe, schlammige Waldwege und nach wenigen Metern steckte ich auch schon mit meinem linken Bein bis zur Hüfte im Sumpf fest.
Ich legte die Kette ab und versuchte mich etwas unbeholfen auf mein rechtes Knie zu stützen, um meinen Fuß herauszuziehen.
Ergebnis war, dass ich diesen zwar befreien konnte, aber mein Schuh noch immer tief in der braunen Suppe steckte.

Bald folgte dann auch der von mir getaufte „Arschlochberg“. Es war nicht die Hölle, es war eine Steigerung der Hölle.
Gefühlte 5 Kilometer ging es nur noch steil bergauf über unebene Waldwege, Wiesen und Matsch.
Ich kämpfte mit dem Anstieg und meine Beine brannten wie Feuer.
Memo an mich: die Kraft der daraus resultierenden Wutausbrüche und Schimpfwörter wirken wie zusätzliche Energiefresser. Beim nächsten Rennen vermeiden! 😉

Sandbag Carry war jedoch DAS Hindernis, welches mich komplett an meine Grenzen gebracht hat.

Die Höhenangst hatte wieder einmal Besitz von mir ergriffen.
Ich setzte mich auf den Hügel und konnte plötzlich nicht mehr aufstehen, denn als ich es versuchte, hatte ich das Gefühl zu fallen. Es war schlimm.
Ich spürte die Panik in mir aufsteigen. Meine Brust zog sich zusammen und das Atmen fiel schwer.

In diesem Moment spielten sich unglaublich viele Szenarien in meinem Kopf ab: „was ist, wenn ich falle und mich verletze?“,  „will ich mich dieser scheiß Angst hingeben?“, „ich laufe nie wieder einen Trifecta in Tirol!“
Ich war kurz vorm Aufgeben, als Jens sich schützend vor mich setzte und beruhigend auf mich einwirkte. Das war genau richtig.
Trotz massivem Kopfkino, fand ich meine Motivation wieder, um mir die Frage selbst zu beantworten. „Weiterlaufen! Nicht sitzenbleiben!“.

So war ich nach der „minimalen“ Nervenattacke wahnsinnig froh, dass er bei mir war, aber auch über die große Hilfe vieler Spartaner.
Sei es beim Sandsackschleppen oder in Form von Essen und Trinken, welches mir ohne zu zögern angeboten wurde.
Und auch mein Schuh wurde zuvor beim Chain Carry ganz uneigennützig vor dem Ertrinken gerettet.

Danke, das war ganz groß von Euch!

Die letzten Meter oder auch: Ein warmes Bett wäre jetzt nett

Unser kleines Team hatte sich verletzungsbedingt aufgeteilt. Bereits nach wenigen Kilometern schmerzte Michels Achillesferse, er holte uns jedoch immer wieder ein.
Später machte leider auch sein Knie Probleme und wir verloren ihn.
Wir verbliebenen Kampfschweine wollten demnach versuchen, die letzte Start-Welle vom SPRINT zu erreichen.

Die restliche Strecke bis ins Dorf ging es dann nur noch bergab. Zum Glück! Oder doch nicht?
Wer glaubt, dies wäre weniger anstrengend, dem sei gesagt, dass weiterhin Konzentration und Vorsicht gefragt waren.
Durch die stockenden Bewegungen beim Abwärtslaufen, schmerzten nicht nur die Knie, auch mein Rücken hätte gerne einen imaginären Mittelfinger gehoben.

Da ich mittlerweile humpelte, versuchte mich Jens, so gut es ging, zu stützen. Die Menschen an der Wegstrecke feuerten uns an und riefen: „Super macht ihr das! Das ist wahrer Zusammenhalt, gleich habt ihr es geschafft!“
Ich lächelte und gleichzeitig schossen mir Tränen vor Rührung, aber auch vor Schmerzen, in die Augen.

Bevor wir das Eventgelände erreichten, liefen wir noch ein ganzes Stück durch eine mit Wasser befüllte Betonrinne, die teils unwahrscheinlich rutschig war, aber den geschwollenen Füßen auch einen angenehmen Frischekick bot.
Ich mochte diese Strecke.
Sie war menschenleer und somit konnte ich in dem Moment ganz bei mir sein und einfach nur die letzten Meter genießen.

Im Dorf angekommen, applaudierten an allen Seiten der Rennstrecke die Zuschauer.
Jetzt hieß es aber nochmal Konzentration, denn vor dem Ziel warteten noch einige wenige Hindernisse auf uns.

Um 16:30 Uhr sprangen wir nach 27 Kilometern und 48 Hindernissen über das Feuer… leider 15 Minuten zu spät.

Erleichterung, Druckabfall, Stolz, aber auch ein wenig Enttäuschung, machten sich nach dem Zieleinlauf in mir breit und ich heulte erstmal wie ein Baby. 😀

Nicht falsch verstehen… den BEAST in Tirol zu rocken, ist eine großartige Leistung!

Wenn es aber an 15 Minuten scheitert, mischt sich neben dem großartigen Gefühl es geschafft zu haben, auch ein wenig Enttäuschung über den verpassten Start mit rein.

Wäre Zeit kein weiteres Hindernis gewesen, hätte ich nach dem SPRINT, von mir aus kriechend, auch noch den SUPER am Sonntag mitgenommen.

Wie ich aber bereits zu Beginn erwähnte, habe ich mich letztendlich für die Vernunft (Gesundheit und Wetterverhältnisse) entschieden, was im Nachhinein betrachtet, gut war.
Mehr dazu in einem anderen Beitrag. 😉

Unser Kampfschwein Michel hatte sich, wie wir erst einige Stunden später erfuhren, tatsächlich nach insgesamt 10 Stunden (!) bis ins Ziel durchgebissen und verdient dafür unseren vollsten Respekt.
Da wir jedoch gesundheitlich beide am Limit waren, musste Kampfschwein Jens aka Spartarzan am nächsten Tag allein die SUPER Distanz antreten, was zwar schade war und mir definitiv meine Grenzen, aber auch mein Ziel für 2018, aufgezeigt hat.

Eigentlich wollte ich ja keinen Trifecta mehr in Tirol laufen… dieser Vorsatz hielt exakt für… muh ja, nicht allzu lange. Verdammter Ehrgeiz. 😉

Fazit:

Die Streckenführung in Tirol war wahnsinnig kräftezehrend, aber absolut einzigartig!

Es gab ausreichend Verpflegungsstationen mit Wasser, Isodrinks, Bananen, Energie-Riegeln und an jedem Hindernis genügend Helfer.
Auch wenn ich tatsächlich mit sehr vielen Schimpfwörtern um mich geworfen habe, hat der Spartan Race in Tirol einen extrem positiven Eindruck bei mir hinterlassen.
Rückblickend kann ich nun sagen, dass ich den Hindernislauf in München bei weitem nicht so anstrengend fand.
Die Kulisse und die zu absolvierenden Aufgaben in Österreich, haben mich einfach nachhaltig geflasht.

An dieser Stelle möchte ich gerne noch einen Auszug vom Bananenschneckerl Blog zitieren, dessen Spartanrace-Bericht ich Euch wärmstens ans Herz legen kann:
„Müsste ich das vergangene Wochenende malen, wäre es ein Bild der lädierten MuhKuh beim Versuch, eine Getränkedose zu öffnen: Während sie behutsam die Lasche aufbog, entfloh ihr ein lautstarkes »AU!«. Aber das war am Sonntag.“ 😉

Der BEAST ist hart, aber ich habe ihn mir tatsächlich nicht SO hart vorgestellt.
Aber egal… er ist bezwungen und es war ein einmaliges Erlebnis.
Ich hatte ein geniales Wochenende mit tollen Menschen und Teamkollegen, habe an Erfahrung gewonnen, mit der ich mich noch besser auf 2018 vorbereiten kann.

Sie hat mir gezeigt, dass nicht nur mein Körper, sondern auch mein Kopf zu weit mehr im Stande sind, und wie großartig Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen sein können.

Dieses Gefühl befriedigt und bereichert mich.

Warst Du dieses Jahr auch mit am Start? Wie hast Du Dich nach Deinem Rennen oder einem ähnlichen Wettkampf gefühlt? Erzähl mal! 😉

3 thoughts on “Spartanrace Trifecta 2017 Tirol”

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